Kindergesundheit – Wenn das Kind chronisch krank ist: Wie Diabetes bei Kindern, Allergien, Rheuma, Asthma & Co. Kinder und Jugendliche und ihre Eltern belasten. Wie die Politik jetzt gegensteuern muss, um für mehr Kindergesundheit zu sorgen.

Kindergesundheit: Chronisch kranke Kinder

In Österreich leben mehr als 190.000 Kinder und Jugendliche mit chronischen Krankheiten wie Asthma, Allergien, Diabetes, Rheuma oder Stoffwechselstörungen. Diese Erkrankungen sind sehr herausfordernd für das Kind und für die Familie. Wenn das Kind chronisch krank ist, erschwert das den gesamten Alltag.

Was eine chronische Krankheit für ein Kind bedeutet:

  • Schmerzen und andere gesundheitliche Beeinträchtigungen
  • Schwierigkeiten in der Schule wegen Fehlstunden
  • Nebenwirkungen von Medikamenten, zum Beispiel Konzentrationsstörungen und Müdigkeit
  • Einschränkungen durch gesundheitliche Vorschriften, wie zum Beispiel Pflichtmessungen, Ernährungsvorschriften usw.

Chronische Krankheiten wirken sich mehrfach negativ auf die Kindergesundheit aus. Anstatt unterstützt zu werden, werden die Kinder aber oft

  • alleingelassen: Menschen im Umfeld wissen häufig nicht genug über chronische Krankheiten bei Kindern. Es fehlt an Informationen, der richtigen Ausstattung und am Problembewusstsein
  • abgewiesen: Oft ist nicht klar, wer für das chronisch kranke Kind „zuständig“ ist: Niemand übernimmt die Verantwortung und Kindergarten oder Schule wollen das chronisch kranke Kind nicht aufnehmen
  • ausgeschlossen: Chronisch kranke Kinder können am Alltag oft nicht teilhaben, zum Beispiel, weil sie körperlich beeinträchtigt sind, sich an strikte Essensvorschriften halten müssen usw. 
  • angegriffen: Leider mobben Mitschüler:innen chronisch kranke Kinder oft

Im Krankenhaus bin ich oft (Anm.: für orthopädische Untersuchungen). Ich weiß genau, wie es dort ausschaut. An der Wand sind Bilder. Vor den Fenstern sind Jalousien. Und die Ärztinnen und Ärzte haben immer Kugelschreiber eingesteckt!

Florian (Name geändert)

Ich fahr oft mit der Rettung ins Krankenhaus (Anm.: aufgrund einer chronischen Erkrankung). Ich fahre nie alleine. Aber wenn ich im Krankenhaus übernachten muss, das mag ich nicht. Da vermisse ich dann meine Mama und die WG (Anm.: Manuel wohnt in einer Wohngemeinschaft der Diakonie).

Manuel (Name geändert)

Ich bin der Alexander (Name geändert). Ich bin schon fünf! Ich war schon oft im Krankenhaus. Da werde ich oft untersucht.

Alexander (Name geändert)

Ich muss oft ins Krankenhaus zur Kontrolle (Anm.: wegen einer chronischen Nierenerkrankung). Das ist schon aufregend.

Christoph (Name geändert)

Neben dem Krankenhaus, da ist ein großes Gebäude. Da sind die Rettungsautos alle drinnen. Das hat ganz, ganz viele Fenster! Weil dort ganz viele Menschen arbeiten, deswegen hat es so viele Fenster. Im Krankenhaus bin ich oft (Anm.: wegen einer chronischen Erkrankung).

Philipp (Name geändert)

Keine Nachmittagsbetreuung und kein Kindergarten

„Ich würde mein Kind gerne länger in der Krabbelstube lassen, weil er dort wirklich gut aufgehoben ist und sich wohlfühlt, aber dafür wäre eine Stützkraft nötig.“ So hören wir es oft von Müttern chronisch kranker Kinder. Nachsatz: „Dann könnte ich auch wieder einer Erwerbsarbeit nachgehen“ Eine Frau sagt: Ich habe Verkäuferin gelernt und bin alleinerziehend. Da ich maximal 25 Stunden arbeiten kann, finde ich einfach keine Stelle. Für mich ist das ein Teufelskreis“. Eltern finden keine Nachmittagsbetreuung und keinen Kindergarten für ihr Kind. Wir kennen Mütter, die gerne arbeiten würden, aber keinen Arbeitsplatz finden, den sie mit den erforderlichen Hilfsleistungen für ihr Kind an der Schule verbinden könnten. Assistenz für chronisch kranke Kinder an Schulen und Kindergärten wäre nicht nur für Kinder, sondern auch für deren Eltern eine enorme Entlastung und Unterstützung.

Forderungen der Diakonie für mehr Kindergesundheit

Damit sich alle Kinder gut entwickeln können, brauchen sie Stützlehrer:innen und Schulassitzenz. Außerdem brauchen wir auch in Österreich sogenannte „School Nurses“, also Krankenpfleger:innen, die an der Schule beschäftigt sind.

Damit alle Kinder gute Entwicklungsmöglichkeiten bekommen, müssen wir die Benachteiligung chronisch kranker Kinder in Bezug auf Stützlehrer:innen und Assistenz beenden. Wir brauchen für eine gute Entwicklung gut ausgestattete Krabbelstuben und Kindergärten, Stützkräfte und Schulassistenz. 

Die Aufgaben der Assistenz sind so vielfältig wie die Bedürfnisse der Schüler:innen. Sie umfassen pflegerische Tätigkeiten wie das An- und Auskleiden sowie Hilfestellung beim Essen für schwerstbehinderte Kinder und reichen bis zur Unterstützung beim Lösen schulischer Aufgaben in Absprache mit der zuständigen Lehrkraft. Für Schüler:innen in höheren Schulen leisten wir persönliche Assistenz im Sinne der Selbstbestimmung. 

Eine zentrale Qualität der Assistenz ist das Angebot einer stabilen einfühlsamen Beziehung, die dem Kind emotionale Sicherheit im schulischen Umfeld bietet und dadurch Lernen ermöglicht.

Schulgesundheitsteams unterstützen chronisch kranke Kinder im Schulalltag und helfen ihnen gut am Unterricht teilnehmen zu können.

Bestimmte Erkrankungen lassen sich nach dem Prinzip der integrierten Versorgung nur durch den Einsatz von Gesundheitspersonal in Schulen sicher managen. Bei Diabetes z.B. müssen Kinder regelmäßig Blutzucker messen und Insulin injizieren. Kinder haben manchmal auch Probleme im Turnunterricht, weil Sport anstrengend ist und die Insulin-Dosierung dann verändert werden muss. Medizinische Indikationen, die eine zusätzliche Betreuung erfordern sind zum Beispiel: Mukoviszidose / Cystischer Fibrose, Aids, Multiple Sklerose, Inkontinenz, Diabetes Mellitus, Morbus Crohn, Asthma sowie alle Arten von Krebs.

Schulgesundheitsteams könnten in einer arbeitsteiligen und kooperativen Struktur gebündelt werden, die „School Nurse“ wäre ein Teil davon. Im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz ist die Schulgesundheitspflege grundsätzlich verankert. Man sieht in Untersuchungen, dass durch eine School Nurse die Gesundheitskompetenz der Kinder und Eltern nachhaltig steigt. School Nurses gibt es in anderen Ländern wie etwa in den USA, Großbritannien sowie Frankreich schon lange. Auch in Deutschland hat man vor drei Jahren in Hessen und Brandenburg School Nurses in einem Pilotprojekt eingeführt. Mit positivem Ergebnis.

60.000 Kinder erhalten in Österreich nicht die für sie notwendigen Therapien. Damit sie ihren Alltag bewältigen können, brauchen sie fachgerechte Unterstützung und Begleitung. Dazu muss der Zugang zu Psychotherapie erleichtert und Therapieangebote und psychosoziale Notdienste außerhalb der Ballungszentren ausgebaut werden. 

Es braucht den Lückenschluss von Psycho- Physio- und Ergotherapie, Ausbau der frühen Hilfen für Eltern und Baby, mehr Kinderfachärzte und Hebammen, Unterstützung für Kinder mit psychisch kranken Eltern.  

Denn Kinder brauchen Hilfe, wenn sie mit ihrem Alltag und mit sich selbst nicht mehr zurecht kommen. Zehntausende Kinder in Österreich erhalten nicht die für sie notwendigen Therapien. Es gibt zu wenig kostenfreie Therapieplätze und elendslange Wartezeiten. Leistbare und verfügbare therapeutische Hilfen sind aber ganz entscheidend für das gute Aufwachsen von Kindern, die gesundheitliche Probleme haben. Viele Minderjährige in Österreich leiden aktuell an einer psychischen Erkrankung. Am häufigsten treten Angstzustände auf, gefolgt von depressiven Leiden. Bei Burschen gibt es mehr Selbstverletzungen und Probleme mit Impulskontrolle, Mädchen sind von Angst häufiger betroffen, besonders gefährdet mit Essstörungen.

14 Prozent der Kinder in Österreich brauchen therapeutische Hilfe bei Depression, Angstzuständen, Trauer oder traumatischen Erlebnissen, sagt uns die Mental-Health-Austrian-Teenagers-Studie. Die meisten von ihnen konnten keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen – aus dem Grund, dass ihre Eltern sich diese nicht leisten können. 

Im Rahmen von Therapien können die Wunden von Belastung und Stress bei Kindern heilen. Diese Heilung braucht Zeit und fachgerechte Hilfe. Traumatische Erfahrungen und zerbrochene Beziehungen brauchen heilsame Beziehungen und die Erfahrung von „sicherer Bindung“. Beim Therapieangebot der Diakonie – sei es in der Logotherapie, Ergotherapie, Physiotherapie oder auch bei der psychologischen Betreuung und Begleitung – können Kinder und Jugendliche die Erfahrung machen, dass sie sicher sind. Je früher die Therapie beginnt, je früher wieder Sicherheit hergestellt werden kann, desto besser ist die Prognose für die Zukunft. 

 

Quellen: Health Behaviour in School-aged Children-Studie (HBSC), Institut für Gesundheitsförderung und Prävention. 
Österreichische Gesundheitsbefragung (ATHIS), Statistik Austria

Die ersten Monate des Lebens rund um und nach der Geburt sind ungeheuer wichtig für die Entwicklung eines Kindes. Besonders für Familien mit weniger Einkommen müssen wir eine gute Begleitung und „frühe Hilfen“ sicherstellen. 

Aus der Forschung wissen wir, wie wichtig für die Entwicklung des Kindes die Frühphase des Lebens ist. Die Unterstützung rund um die so bedeutende Zeit von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett weist aber in Österreich deutliche Lücken auf. Besonders für Familien mit weniger Einkommen ist eine gute Begleitung oft nicht leistbar. Hier gibt es enormen Aufholbedarf. 

Ein zentrales Element von frühen Hilfen ist die bereichs- und berufsgruppenübergreifende Vernetzung von vielfältigen Ansätzen, Angeboten, Strukturen und Akteur:innen in allen relevanten Politik- und Praxisfeldern. 

Frühe Hilfen zielen darauf ab, Entwicklungsmöglichkeiten und Gesundheitschancen von Kindern und Eltern in Familie und Gesellschaft frühzeitig und nachhaltig zu verbessern. Neben alltagspraktischer Unterstützung wollen frühe Hilfen insbesondere einen Beitrag zur Förderung der Elternkompetenzen von (werdenden) Müttern und Vätern leisten. Sie zielen des Weiteren auf eine Verhinderung bzw. Reduktion von Entwicklungsstörungen, -verzögerungen und Krankheiten. Damit tragen sie maßgeblich zum gesunden Aufwachsen von Kindern bei und sichern deren Rechte auf Schutz, Förderung und Teilhabe. 

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